Vereinshistorie
(geschrieben von Walter Fromm Stand 06.06.2021)
Die ersten Tennisvereine wurden in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert gegründet - vermutlich auf Anregung englischer Kurgäste. Insoweit ist es nicht verwunderlich, dass damals die Tennisvereine noch als snobistisch und elitär galten.
Tennis wurde in Deutschland dann aber schon vor dem Krieg durch den Wimbledon-Finalisten und French Open Sieger Gottfried von Cramm bekannter und schließlich in den 60er und 70er Jahren zunehmend populär. Noch bevor 1985 die Namen Boris Becker und Steffi Graf auftauchten, entstand Ende der 70er Jahre in Deutschland ein so starkes Interesse am Tennissport, dass 1978 die Mitgliederzahl im Deutschen Tennis Bund erstmals die Millionengrenze überschritt. Es gab zwar noch keine namhaften deutschen Tennisstars, aber internationale Stars wie Rod Laver, Björn Borg, Jimmy Connors, Chris Evert oder Martina Navratilova waren auch in Deutschland populär.
Auch von Heringer Bürgern wurde in den 70er Jahren bereits fleißig Tennis gespielt, aber es war doch umständlich, dafür immer nach Philippsthal zu fahren, wo es schon seit 1960 den Tennisclub Rot-Weiß Philippsthal gab. So lag es nahe, die Gründung eines eigenen Heringer Tennisclubs ins Auge zu fassen.
Am 28. August 1978 gab es ein erstes offizielles Vorgespräch im Bad-Café in Heringen und einen Monat später am 27. September 1978 die Gründungsversammlung in der Stadtschänke, an der 11 Personen teilnahmen. Es wurde eine Satzung aufgestellt und ein neunköpfiger Vorstand gewählt. Die Eintragung ins Vereinsregister des Amtsgerichts erfolgte am 20.04.1979
Am 20.11.1979 wählte die Mitgliederversammlung in der Gaststätte Gunkel einen Bau- und Finanzausschuss, der den Bau eigener Tennisplätze vorantreiben sollte. Die Stadt Heringen mit Bürgermeister Georg Schäfer an der Spitze stellte das Grundstück im Wege eines Erbpachtvertrages zur Verfügung.
Der Projektrahmen für die beiden Plätze belief sich auf 90 TDM. Nach Abzug finanzieller Hilfen durch Kreis und Land sowie der Eigenleistungen mussten 60 TDM über Darlehen finanziert werden. Für die Darlehen mussten einige Mitglieder sogar persönliche Bürgschaften abgeben, wofür ihnen heute noch zu danken ist.
In der Zeit ohne eigene Tennisplätze im Sommer 1979 wurde weiter beim Tennisclub Philippsthal gespielt, dessen Gastfreundschaft unvergessen ist. Dort fanden auch die ersten Vereinsmeister-schaften unseres Clubs statt. Und was heute kaum noch in Erinnerung ist: Gespielt wurde 1979 noch mit Holzschlägern.
Die Einweihung der ersten beiden Tennisplätze fand am 31.05.1980 statt. Man traf sich anschließend zum besseren Kennenlernen bei Bier und Würstchen am benachbarten Campingplatz. Mit der Inbetriebnahme der beiden eigenen Tennisplätze ging es auch sportlich weiter und es wurden jedes Jahr Vereinsmeisterschaften ausgetragen. Es gab auch von Anfang an Mannschaften des TCH, die an den Punktspielen des Hessischen Tennisverbandes teilnahmen.
Am 24.06.1980 erfolgte im Badcafé der Beschluss, ein eigenes Vereinsheim zu bauen. Aufgrund der Wahl eines Fertighauses konnte schon am 23.01.1982 erstmals die Mitgliederversammlung im neu errichteten Clubhaus abgehalten werden. Immerhin hatte der Verein zu diesem Zeitpunkt bereits 160 Mitglieder. Die formelle Einweihung des Clubheimes mit eigenem Gastraum und sanitären Anlagen erfolgte am 30.10.1982.
Im Dezember 1984 trat der 1. Vorsitzende Wilfried Fehling aus privaten Gründen von seinem Amt zurück. Im Januar 1985 wurden Dr. Reinhard Donecker zum 1. Vorsitzenden und Anke Marburger zur 2. Vorsitzenden gewählt. Die folgenden 4 Jahre standen im Zeichen eines regen Vereinslebens. Die Zahl der Mitglieder nahm kontinuierlich zu, so dass der 3. Tennisplatz gebaut und am 21. Juni 1986 eingeweiht wurde. Die Vereinsentwicklung war so positiv, dass erste Überlegungen hinsichtlich einer eigenen Tennishalle angestellt wurden, denn im Winter musste man nach wie vor 12 km bis zur Tennishalle nach Philippsthal fahren. Es kam zu einem weiteren Wechsel an der Spitze der Vereinsführung, da Dr. Reinhard Donecker nach 4 Jahren nicht wieder für den Vorsitz kandidierte.
Am 21. Januar 1989 wurden Anke Marburger zur 1. Vorsitzenden und Albert Thornagel zum 2. Vorsitzenden gewählt. Sowohl im geselligen wie im sportlichen Bereich verlief das Vereinsleben weiter auf hohem Niveau. Es wurden viele Anlässe zum Feiern und gemütlichen Beisammensein genutzt.
Hinzu kam der durch Becker, Graf und Stich ausgelöste Tennisboom in Deutschland: Die Zahl der im deutschen Tennisbund angemeldeten Spieler überstieg 1989 die Zweimillionen-Grenze und auch der TC Weiß-Blau Heringen erreichte im Juli 1989 mit 247 Mitgliedern den höchsten Mitgliederstand seiner Vereinsgeschichte.
Im November 1991 wurde in einer a. o. Mitgliederversammlung der Bau der Tennishalle mit 2 Tennisplätzen, Gastronomie- und Sanitärbereich und mit geplanten Kosten von 1,3 Mio. DM einstimmig beschlossen. Im März 1992 wurde für das Tennishallengrundstück der notwendige Erbpachtvertrag mit der Stadt Heringen unterzeichnet, auf deren Seite Bürgermeister Hühn und der erste Stadtverordnete Lingner unterschrieben. Am 25.6.1992 erfolgte die Grundsteinlegung, am 27.09.1992 konnte der Spielbetrieb eröffnet werden und am 23.01.1993 fand die offizielle Einweihung der Tennishalle statt.
Mit der Inbetriebnahme der Tennishalle im September 1992 wurde es möglich, in unserem Verein zu allen Jahreszeiten Tennis zu spielen. Aus einer Reihe von Gründen wird sogar im Winter regelmäßiger gespielt, als im Sommer, wobei die Hallensaison 7 Monate dauert und draußen nur 5 bis 6 Monate von Mai bis in den Oktober gespielt werden kann.
Am 12.07.1998 wurde das 20jährige Jubiläum unseres Tennisclubs begangen. Es spielte die Salt River Dixie Band auf und viele Mitglieder erinnern sich gerne an diese tolle Feier.
Im Juli 2001 wurde Dieter Wendrich zum 1. Vorsitzenden gewählt, da Anke Marburger nach 16 Jahren intensiver und erfolgreicher Führungsarbeit als 1. oder 2. Vorsitzende auch einmal den einfachen Mitgliedsstatus genießen wollte und nicht mehr zur Wiederwahl kandidierte. Dieter Wendrich war zuvor schon seit 1993 im Vorstand tätig, zunächst als Sportwart und seit 1999 auch als 2. Vorsitzender und hat in dieser Zeit auch viele technische Arbeiten erledigt, insbesondere beim Bau der Tennishalle. Als neuer 2. Vorsitzender wurde nun Joachim Reichhardt gewählt.
Highlights in dieser ersten Amtszeit von Dieter Wendrich waren viele technische und organisatorische Verbesserungen, die Fortführung der zuvor schon sehr erfolgreichen Jugendarbeit sowie die sportlichen Erfolge der Mannschaften. Auch das Vereinsleben wurde gepflegt und diesbezüglich noch in guter Erinnerung ist die Durchführung eines Sommerfestes 2007 für alle Heringer Bürger an der Tennisanlage, die eine rege Teilnahme auslöste und viel Anklang fand.
Im Oktober 2007 wurde Walter Fromm zum 1. Vorsitzenden gewählt. Er hatte den Vorstand schon seit 2004 in schwierigen Vertragsangelegenheiten unterstützt und leitete den Verein 8 Jahre lang bis November 2015. Als zweiter Vorsitzender stand ihm Klaus Herden zur Seite. In dieser Zeit konnte die Zinslast deutlich gesenkt werden, wodurch in Verbindung mit weiteren Kostenein-sparungen eine deutliche Verbesserung der finanziellen Lage des Tennisclubs gelang. Ansonsten waren zahlreiche technische und organisatorische Maßnahmen zu bewältigen aufgrund von Reparaturbedarf und Schadensereignissen sowie aufgrund der sehr lange andauernden Kanalisierungsarbeiten der Stadt, die eine Zufahrt zur Tennisanlage unmöglich machten. Im Frühjahr 2011 musste die über viele Jahre praktizierte Mitgliederbewirtung mittels eines Vereinswirtes aufgegeben und neu organisiert werden. Im Vereinsleben unvergessen ist die überaus gelungene Feier des 30jährigen Bestehens des TC WB Heringen im Mai 2010.
Von 2015 bis 2019 war dann Marc-Oliver Korth 1. Vorsitzender. In dieser Zeit konnten durch diverse Veranstaltungen das Vereinsleben intensiviert und dabei neue Mitglieder gewonnen werden. Die Möglichkeit zur nochmaligen längerfristigen Senkung des Darlehenszinssatzes wurde erfolgreich genutzt.
Seit November 2019 steht wieder Dieter Wendrich dem Verein als 1. Vorsitzender vor, unterstützt wie schon sein Vorgänger vom 2. Vorsitzenden Peter Gereke. Erneut stehen gravierende technische Änderungen zur Lösung an, denen er sich mit Vorstandskollegen und Mitgliedern widmen muss.
Wir freuen uns heute über mehr als 4 Jahrzehnte Tennissport und Tennisclub in Heringen. Der Verein hat viel geleistet und mit Eigen- und Fremdmitteln Sport- und Freizeitanlagen in einer Größenordnung von über 1 Million Euro geschaffen. Hinzu kommen bis heute ca. 270 T€ gezahlte Zinsen für aufgenommene Darlehen.
Ein ganz wesentlicher Baustein dieser Erfolgsgeschichte waren und sind seit Vereinsgründung die vielen geleisteten Arbeitseinsätze der Mitglieder. Es wurden beim Bau der Tennisplätze und der Tennishalle wesentliche Planungen und Arbeiten in Eigenhilfe erstellt. Jährlich werden im Frühjahr die 3 Außentennisplätze durch Vereinsmitglieder in mehrtägigen Arbeitseinsätzen neu hergerichtet und im Herbst winterfest gemacht. Und auch die sich nunmehr bereits über 4 Jahrzehnte erstreckende Betreuung und Instandhaltung der gesamten Liegenschaft mit den Tennisplätzen, dem Vereinsheim und der Tennishalle sowie den zugehörigen Außenanlagen erfolgt ausschließlich durch die Mitglieder. Es gibt kaum andere Sportvereine, die ein solches Aufgaben- und Arbeitsspektrum ohne Inanspruchnahme öffentlicher Anlagen und Mittel bewältigen müssen.
An dieser Stelle bedanken sich der Tennisclub und der amtierende Vorstand ganz ausdrücklich bei den vielen Mitgliedern in Vergangenheit und Gegenwart, die immer wieder mit Arbeitseinsätzen, Organisation und Einbringung ihres Sachverstandes den Verein funktionstüchtig und lebensfähig gehalten haben. Jeder einzelne hätte es verdient, hier namentlich erwähnt zu werden, was leider den Rahmen dieser Vereinshistorie sprengen würde.
Auf der sportlichen Ebene hat der TC Weiß-Blau Heringen mit seinen Mannschaften in vielen Punktspielen im Kreis Hersfeld-Rotenburg und auch überregional bis an die Grenzen Nordhessens die Stadt Heringen bestens vertreten. Auswärtsspiele führten im Norden bis nach Bad Karlshafen und Kassel, im Westen bis nach Korbach, Arolsen, Frankenberg und Allendorf Eder und in nordöstlicher Richtung bis nach Witzenhausen, Bad Soden-Allendorf und Eschwege. Die jeweiligen Gästemannschaften kamen und kommen gerne zu uns und loben unsere Gastfreundschaft.
Unsere Tennishalle wird auch gerne von Interessenten aus Nachbargemeinden sowie aus dem Raum Bebra/Rotenburg und aus Thüringen genutzt, da es nördlich und östlich von Heringen in akzeptabler Entfernung bis auf Eisenach keine weiteren Tennishallen gibt.
Leider hat sich das Freizeitverhalten der Bevölkerung und insbesondere der Jugendlichen in den letzten 20 Jahren stark verändert, so dass die Mitgliederzahlen in den Sportvereinen generell rückläufig sind. Tennis ist aber immer noch für Viele eine attraktive und gut zu organisierende Möglichkeit, Sport zu treiben. Man braucht zum Spielen jeweils nur einen Spielpartner und kann Termin und Spielzeit frei und flexibel wählen. Und soweit Gelenke und sonstige körperliche Verfassung es zulassen, lässt sich Tennis auch im Rentenalter noch spielen, wie viele Aktive in unserem Verein und generell in Deutschland beweisen.
So ist der Deutsche Tennisbund mit immer noch 1,3 Millionen Mitgliedern weiterhin der drittgrößte Sportverband in Deutschland (hinter Fußballbund und Turnerbund) und zugleich der mitgliederstärkste Tennisverband der Welt.
Wir werden trotz schwieriger gewordenen Zeiten unseren Verein erfolgreich fortführen und weiter entwickeln und freuen uns über jedes neue Mitglied oder jeden neuen Gast, der bei uns Tennis spielen möchte.